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Pferde scheren – sinnvoll oder gegen die Natur?

Aktualisiert: 11. Feb.

Pferd scheren – ja oder nein? Eine Frage, die viele Pferdebesitzer beschäftigt und die häufig für hitzige Diskussionen in den Ställen sorgt. Während die einen auf die Schur schwören und kein Training ohne geschorenes Pferd in Angriff nehmen würden, sehen andere darin einen Eingriff in die Natur. Aber wie schwarz oder weiß ist das Thema wirklich? Und wann macht es Sinn, sein Pferd zu scheren? In diesem Beitrag klären wir, wann eine Schur angebracht ist und welche Faktoren bei der Entscheidung eine Rolle spielen.

Wann macht es Sinn, ein Pferd zu scheren?


Pferde besitzen von Natur aus eine isolierende Luftschicht im Fell, die sie effektiv vor Kälte schützt. Ihre Thermoregulation funktioniert dabei ähnlich wie ein Thermostat: Sobald die Hautsensoren Kälte wahrnehmen, steigt die Durchblutung der Muskulatur, um Wärme zu erzeugen. Rund 75 Prozent der Stoffwechselenergie setzen Pferde in Wärme um, nur 25 Prozent fließt in Bewegung. Gesunde Pferde können so ihre Körpertemperatur konstant um etwa 38 Grad halten – ein faszinierender Mechanismus der Natur!

Für draußen gehaltene, wenig gerittene Pferde ist eine Schur oft überflüssig. Es gibt jedoch einige Umstände, in denen eine Schur von Vorteil bis unverzichtbar werden kann:


  • Intensives Training

    Wenn dein Pferd täglich im Training ist, schwitzt es häufig stark und trocknet nach dem Reiten nur langsam. Vielleicht hast du beobachtet, dass es weniger leistungsfähig wirkt und schneller erschöpft ist. Stell dir vor, du würdest in deiner dicksten Winterjacke ins Fitnessstudio gehen – da kommt doch jeder schnell ins Schwitzen! Studien zeigen, dass geschorene Pferde durch die kürzere Fellschicht die Wärme besser abgeben können und sich nach dem Training schneller erholen. So wird durch das Scheren der Kreislauf entlastet und dein Pferd kann das Training gesünder absolvieren und ist leistungsfähiger.


  • Ältere Pferde oder Pferde mit Stoffwechselerkrankungen

    Ältere Pferde oder Pferde mit Stoffwechselerkrankungen, wie dem Cushing-Syndrom, können ihre Körpertemperatur oft schlechter regulieren. In solchen Fällen entlastet die Schur den Kreislauf und hilft, die Körpertemperatur besser zu kontrollieren.



Was sind Vor-und Nachteile des Scherens?


Vorteile
Beschreibung

Mehr Leistungsbereitschaft und weniger Schwitzen

Geschorene Pferde überhitzen nicht so schnell und können sich nach dem Training schneller erholen.

Effizienteres Training

Durch die Schur wird überschüssige Wärme besser abgegeben, sodass das Pferd im Training länger leistungsfähig bleibt.

Weniger Belastung des Herz-Kreislaufsystems

Geschorene Pferde müssen weniger Energie für die Kühlung aufwenden, was den Kreislauf entlastet und die Regeneration verbessert.

Unterstützung für ältere Pferde oder bei Stoffwechselerkrankungen

Ältere Pferde oder Pferde mit Stoffwechselproblemen profitieren oft von einer Schur, da sie ihre Körpertemperatur besser regulieren können.


Nachteile
Beschreibung

Eindecken erforderlich

Je nach Schermuster muss das Pferd mit verschiedenen Decken versorgt werden, was zusätzliche Pflege und Kosten verursacht.

Eingriff in die natürliche Thermoregulation

Die Schur beeinträchtigt die natürliche Schutzfunktion des Fells, sodass das Pferd bei Kälte frieren oder bei Hitze schneller überhitzen kann.

Stress für sensible Pferde

Der Schurprozess kann besonders für empfindliche Pferde stressig sein, weshalb eine behutsame Vorgehensweise wichtig ist.

Erhöhte Anfälligkeit für Hautprobleme

Bei einer Komplettschur fehlt der natürliche Schutz in den Fesselbeugen, wodurch Pferde anfälliger für Hautprobleme wie Mauke sein können.


Wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Pferd zu scheren?


Um die Vorteile einer Schur optimal zu nutzen, ist der richtige Zeitpunkt entscheidend. Der erste Schnitt erfolgt am besten Ende Oktober bis Anfang November, da der Fellwechsel dann in der Regel abgeschlossen ist. Es empfiehlt sich in regelmäßigen Abständen, ca. von 3-5 Wochen, nachzuscheren - je nachdem, wie schnell das Fell nachwächst.


Welche Schur eignet sich für welches Pferd?


Nicht jede Schur passt zu jedem Pferd. Die richtige Wahl hängt von der Haltungsform, dem Trainingsniveau, dem Alter und dem Gesundheitszustand deines Pferdes ab. Hier sind die gängigsten Schermuster:

Sreifenschnitt (auch "Ralleyschnitt")

Streifenschnitt (auch "Ralleyschnitt")


Hierbei wird ein Streifen vom unteren Hals über die Brust und den Bauch bis zur Hinterhand geschoren – genau dort, wo dein Pferd am meisten schwitzt. Die Breite des Streifens lässt sich variieren, sodass dieser Schnitt auch für robuste Pferde mit dickem Fell geeignet ist. Je nach Breite des Streifens kann eine Decke benötigt werden - wenn der Streifen nur schmal und das Pferd recht robust ist, kann auch auf das Eindecken verzichtet werden.

Deckenschnitt

Deckenschnitt


Beim Deckenschnitt bleibt das Fell in der Sattellage und an der Kruppe stehen. Dieser Schnitt ist ideal für Pferde, die schnell im Lendenbereich frieren und dort empfindlich sind. Mit diesem Schermuster ist das Pferd gegen Auskühlung geschützt, jedoch braucht es eine Decke.

Hunter-oder Jagdschnitt

Hunter-oder Jagdschnitt


Der Hunter-Schnitt belässt Kopf, Beine und Sattellage ungeschoren. Diese Bereiche sind damit besser vor Nässe und Dreck geschützt. Der Schnitt eignet sich für sportlich eingesetzte Pferde, die auch im Winter im Freien trainiert werden. Dein Pferd braucht hier definitiv eine Decke und sollte nach dem Training oder Putzen zusätzlich mit einer Abschwitzdecke vor Kälte geschützt werden.

Komplettschur

Komplettschur


Die Komplettschur entfernt das gesamte Fell, bis auf die empfindliche Maulpartie und die Ohren. Dieser Schnitt ist besonders für Sportpferde gedacht, die intensiv trainiert werden oder auf Turnieren in beheizten Stallungen untergebracht sind. Die Rundum-Schur sorgt für eine optimale Abkühlung, doch dein Pferd muss dann unbedingt eingedeckt werden! Vorsicht: Durch den fehlenden Schutz in den Fesselbeugen sind die Pferde anfälliger für Mauke.


Tipp: Falls dein Pferd besonders unruhig ist, zeichne das Muster vorher mit einem speziellen Viehmalstift vor, um gleichmäßige Linien zu erhalten.


Je nachdem, für welche Schur du dich entschieden hast und wie dein Pferd gehalten wird, benötigst du eine passende Auswahl an Decken.


So kannst du flexibel auf wechselnde Außentemperaturen reagieren und hast auch die Möglichkeit, zwischendurch Decken zu reinigen – schließlich kann der Winter ganz schön lang werden! In unserem Sortiment findest du eine breite Auswahl an Pferdedecken mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ob Abschwitzdecke, Winterdecke oder Regenschutz – wir haben die passende Lösung für dich und dein Pferd.


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Pferd galoppiert mit Regendecke über die Weide und macht einen Bocksprung


So gehst du beim Scheren vor:


Scheren will gelernt sein! Hier kommt eine einfache Anleitung, um das Beste aus der Schur herauszuholen:


  1. Schermaschine aufladen: Wenn du eine Akkumaschine nutzt, lade sie ausreichend vor und halte am besten einen Ersatz-Akku bereit. Kontrolliere zusätzlich die Schermesserspannung und passe sie gegebenfalls an. Öle die Maschine vor der Schur noch einmal.

  2. Pferd säubern: Ein sauberes, trockenes Fell ist wichtig, um die Schermaschine nicht zu stumpfen und die Haut deines Pferdes zu schonen.

  3. Ruhige Umgebung schaffen: Wähle eine ruhige Umgebung und achte auf ausreichend Licht.

  4. Gegen die Fellrichtung scheren: Beginne an unempfindlichen Stellen wie dem Hals oder den Schultern und arbeite dich langsam vor.

  5. Regelmäßig ölen: Damit die Maschine nicht zu heiß wird, sollte sie alle 15 Minuten geölt werden.

  6. Nach dem Scheren reinigen: Befreie dein Pferd gründlich von den kleinen Haaren und wische es mit einem lauwarmen Tuch ab, um Hautreizungen zu vermeiden.


Und das Wichtigste: Immer ruhig und geduldig bleiben! Plane genug Zeit ein, um Stress zu vermeiden und ein sauberes Ergebnis zu erzielen.


Schermaschine mit Akku oder Strombetrieb – Was ist das Richtige für dich und dein Pferd?


Früher waren netzbetriebene Schermaschinen der Standard. Batteriebetriebene Modelle hatten oft nicht genug Power und waren meist schwer und unhandlich – das machte das Scheren ziemlich anstrengend. Doch die Zeiten haben sich geändert! Moderne akkubetriebene Schermaschinen stehen den netzbetriebenen in Sachen Leistung in nichts mehr nach und bringen einige praktische Vorteile mit sich.


Mit einem Akku-Gerät bist du ortsunabhängig und musst dir keine Gedanken um Steckdosen machen. Das heißt, du kannst einen ruhigen und hellen Platz wählen, ohne auf das Stromkabel zu achten – ideal für eine entspannte Schur-Session. Besonders bei nervösen oder ängstlichen Pferden ist der Akkubetrieb eine sichere Wahl, da kein störendes Kabel im Weg ist, das wiederum ein Risikofaktor ist. Außerdem sind die akkubetriebenen Geräte oft leiser, was dein Pferd zusätzlich beruhigen kann. Ein weiterer Pluspunkt: Die meisten Akku-Schermaschinen werden mit einem Zweitakku geliefert. So kannst du einen Akku während der Schur aufladen und vermeidest, dass dir mitten im Prozess die Energie ausgeht.


Welches Modell sich am besten für dein Pferd eignet, hängt von mehreren Faktoren ab: der Art der Schur, der Dicke des Fells, dem Temperament deines Pferdes und natürlich deinem Budget.


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Selbst scheren oder lieber den Profi beauftragen?


Das eigene Pferd selbst zu scheren hat den großen Vorteil, dass du es ganz behutsam und ohne Zeitdruck an die Schermaschine gewöhnen kannst. Ein guter Tipp: Lass die Maschine einfach mal während des Putzens laufen, ohne direkt zu scheren. So lernt dein Pferd das Geräusch kennen und verbindet es nicht sofort mit der Schur.


Bist du unsicher oder möchtest die Schur lieber einem Profi überlassen, gibt es zahlreiche Dienstleister, die sich darauf spezialisiert haben. Die Preise variieren je nach Schnitt: Einfache Streifenschnitte sind meist ab 20 Euro zu haben, während eine Komplettschur, die bis zu drei Stunden dauern kann, bei rund 70 Euro beginnt. Ein Vorteil der Profi-Schur: Du kannst währenddessen bei deinem Pferd bleiben und es beruhigen, während der Dienstleister sich um den Schnitt kümmert.


Beachte jedoch, dass eine Schur im Winter häufig mehrmals wiederholt werden muss, da das Fell nachwächst. Ohne eigene Maschine bist du hier auf die Terminverfügbarkeit des Dienstleisters angewiesen, sparst dir aber die Kosten und den Aufwand für Pflege und Wartung der Schermaschine.


Fazit: Muss dein Pferd wirklich geschoren werden?


Ob eine Schur für dein Pferd sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab – darunter das Trainingspensum, die Haltung und der allgemeine Gesundheitszustand. Eine Schur kann bei intensivem Training oder speziellen Bedürfnissen wie Stoffwechselerkrankungen viele Vorteile bieten, da sie die Erholung fördert und die Thermoregulation unterstützt. Gleichzeitig bedeutet eine Schur aber auch Verantwortung: Geschorene Pferde brauchen die richtige Pflege und je nach Schnittmuster den passenden Schutz in Form von Decken.


Letztlich geht es darum, die Entscheidung individuell auf dein Pferd und dessen Alltag abzustimmen. Wenn du die Schur gut planst, auf das Wohlbefinden deines Pferdes achtest und sorgfältig die richtige Schermaschine auswählst, kann das Scheren eine positive Unterstützung sein.


FAQ – Pferde scheren

Wie oft muss ich mein Pferd im Winter scheren?

Das hängt vom Wachstum des Winterfells und vom Schurmuster ab. Meistens muss die Schur alle 3–5 Wochen wiederholt werden, um den Nutzen beizubehalten, besonders bei intensiverem Training.

Braucht ein geschorenes Pferd immer eine Decke?

Kann ich mein Pferd auch später im Winter noch scheren?

Ist das Scheren für jedes Pferd sinnvoll?

Welche Schur ist für ein Pferd im Offenstall am besten geeignet?

Kann ich mein Pferd selbst scheren, auch wenn ich das noch nie gemacht habe?

Was sind die wichtigsten Faktoren bei der Wahl der richtigen Schermaschine?



 

1 коментар


Невідомий учасник
21 лист. 2024 р.

Toller Beitrag!

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